Георг Фридрих ДаумерGEBADET UND GESALBT VON MYRRHE TROFF ICH
Gebadet und gesalbt von Myrrhe troff ich...
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Gebadet und gesalbt von Myrrhe troff ich, Von köstlicher, balsamischen Geruchs; Ich harrte des Geliebten in der Nacht, Ich harrete vergeblich und entschlief. Da pocht es, horch! – Des Freundes Stimme tönt: "Thu' auf, o meine traute Schwesterseele, Thu' auf, o meine zarte Taube mir! Feucht ist mein Haupt, es träuft die Locke mir Vom Thau der Nacht; o säume nicht und öffne!" Beraubt der Sinne bin ich vor Entzücken Ob dieser Stimme Klang; es schlägt mein Herz Mit lautem Schlage seinem Glück entgegen; Ich fliege, reiße den Riegel rasch zurück Und späh' erschrocken in die leere Nacht, Entwichen ist, verschwunden ohne Spur Mein süßes Heil. Ich rufe – niemand hört! Ich hülle mich in meinen Mantel ein, Ich walle manche dunkle Straße hin, Ich wage mich in's freie Gefild hinaus, Ich suche meinen Freund und such' umsonst. Da finden mich die Wächter, die die Mauern Der Stadt umwandeln; sie ergreifen mich, Sie reißen mir den Mantel ab, sie schlagen Mich weh und wund mit ihrer rauhen Faust – Da wach' ich auf und merk', es ist ein Traum, Ein böser Traum. – O ich beschwör' euch, Töchter Jerusalems, begegnet euch mein Freund, Sagt ihm, daß ich vor Liebe matt und krank, Thut ihm die Leiden meiner Seele kund, Beschwöret ihn, so wie ich euch beschwöre: Er eile, komme, küsse mich gesund!
Hafis. Poetische Zugaben. Hebräisch aus dem hohen Lied. Der Edition liegt der Erstdruck der Sammlung zugrunde: Hafis. Eine Sammlung persischer Gedichte, nebst poetischen Zugaben aus verschiedenen Völkern und Ländern, Hamburg (Hoffmann und Campe) 1846. Georg Friedrich Daumer: Hafis. Hamburg 1846, S. 182-184.
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