Wollust durch Einfalt Manchen fällt, Manchen sie auch am Flügel hält, Viel haben ihr End' darin erwählt.
Eine Frau mit zurückgestreifter Narrenkappe hält einen Vogel, einen Widder (oder Ochsen?) und ein Schaf in ihren Schlingen; die beiden letzteren hält ein Narr beim Schwanze.
Wollust der Welt, die gleichet sich Einem üppigen Weib, das öffentlich Sitzt auf der Straß' und schreit sich aus, Daß Jedermann komm' in ihr Haus Und die Gemeinschaft mit ihr theil', Weil sie um wenig Geld sei feil, Begehrend, daß man mit ihr übe In Bosheit sich und falscher Liebe. Drum gehn in ihren Schooß die Narren Gleichwie der Ochs am Schinderkarren Oder ein harmlos Schäflein geil, Das nicht versteht, wie es ins Seil Gefallen ist und in den Strang, Bis ihm der Pfeil sein Herz durchdrang. Denk', Narr, es gilt die Seele dein! Du fällst tief in die Höll' hinein, Wenn es in ihren Arm dich zieht. Der wird dort reich, wer Wollust flieht. Such' nicht der Zeiten Lust und Freude Wie einst Sardanapal, der Heide, Der dachte, daß man leben soll Der Wollust, Freud' und Fülle voll; Des Todten keine Freuden harren! Das war der Rath recht eines Narren, Der suchte sich so kurze Freud', Doch gab er selbst sich recht Bescheid! Wer sich mit Wollust will beladen, Kauft kleine Lust mit Schmerz und Schaden. Kein' Erdenfreud' ist also süße, Daß nicht zuletzt ihr Gall' entfließe; Die Freude dieser ganzen Zeit Wird doch zuletzt zu Bitterkeit, Gleichwol setzt Meister Epikur Das höchste Gut in Wollust nur.