Себастьян БрантDAS NARRENSCHIFF. 34 EIN NARR HEUTE WIE GESTERN.
Mancher hält sich für witzig gern...
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Mancher hält sich für witzig gern Und bleibt 'ne Gans doch heuer wie fern, Lernt nicht Vernunft noch Zucht begehrn.
Einem Narren fliegt eine Gans von der rechten Hand. Während er dieser nachschaut, ist eine andere auf seiner linken Hand im Begriff jener nachzufolgen, und eine dritte zwischen den weitgespreizten Beinen wird auch bald das Weite suchen.
Ein Narr ist, wer viel Gutes hört Und doch nicht seine Weisheit mehrt, Wer allzeit wünscht Erfahrung viel Und sich davon nicht bessern will, Und was er sieht, begehret auch, Damit man merk', er sei ein Gauch. Denn das plagt alle Narren sehr: Was neu ist, das ist ihr Begehr; Doch ist die Lust dran bald verloren Und etwas Andres wird erkoren. Ein Narr ist, wer durchfährt viel Land Und wenig Kunst lernt und Verstand, Der als eine Gans geflogen aus Und kommt als Gagak heim nach Haus. Nicht genug ist's, daß er gewesen sei Zu Rom, Jerusalem, in der Türkei, Sondern daß etwas gelernt er hat, Daß er kann Vernunft, Kunst, guten Rath; Das halt' ich für ein Wandeln gut. Denn wär' voll Kreuze auch dein Hut, Und könntest du schei ... Perlen fein, So schätzte ich doch nicht allein, Daß du viel Land besucht und sahst Und – wie die Kuh ohn' Weisheit stahst. Denn wandern bringt nicht große Ehre, Es sei denn, daß man klüger wäre. Hätt' Moses in Egyptenland Und Daniel nicht gelernt Verstand, Als er war in Chaldäa fern, Man würde sie nicht also ehrn. Mancher kommt staubig zu der Beicht', Der rein zu werden meint und leicht, Und geht doch wieder fort unrein Und trägt am Hals den Mühlenstein.