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Иоганн Петер ГебельDAS HABERMUß

s Haber-Mueß wär ferig, se chömmet ihr Chinder und esset...
9 мин.
112
немецкий
’s Haber-Mueß wär ferig, se chömmet ihr Chinder und esset!
Betet: Aller Augen – und gent mer Achtig.[a 1]
aß nit eim am rueßige Tüpfi ’s Ermeli schwarz wird.

Esset denn, und segnichs Gott, und wachset und trüeihet!
D’Haber-Chörnli het der Aetti zwische de Fure
gseiht mit flißiger Hand und abeg’eget im Früeih-Johr.[a 2]
Aß es gwachsen isch und zitig worde, für sel cha
euen Aetti nüt, sel thuet der Vater im Himmel.
Denket numme, Chinder, es schloft im mehlige Chörnli
chlei und zart e Chiimli, das Chiimli thuetich ke Schnüfli,[a 3]
nei, es schloft, und seit kei Wort, und ißt nit und trinkt nit,
bis es in de Fure lit, im luckere Bode.
Aber in de Furen und in der füechtige Wärmi
wacht es heimli uf us sim verschwiegene Schlöfli,
streckt die zarte Gliedli, und suget am saftige Chörnli,
wie ne Muetter-Chind, ’s isch Alles, aß es nit briegget.
Siederie wirds größer, und heimli schöner und stärcher,
und schlieft us de Windlen, es streckt e Würzeli abe,[a 4]
tiefer aben in Grund, und sucht si Nahrig und find’t sie.
Io und ’s stichts der Wundervitz, ’s möcht nummen au wisse,
wie ’s denn witer oben isch. Gar heimlig und furchtsem[a 5]
güggelet’s zum Boden us, – Potz tausig, wie gfallts em!
Uise lieber Hergott, er schickt en Engeli abe:
"Bringem e Tröpfli Thau, und sag em fründli Gottwilche!"
Und es trinkt, und ’s schmecktem wohl, und ’s streckt si gar sölli.
Sieder strehlt si d’Sunnen, und wenn sie gwäschen und gstrehlt isch,
chunnt sie mit der Strickete füre hinter de Berge,
wandlet ihre Weg hoch an der himmlische Land-Stroß,
strickt und lueget aben, as wie ne fründligi Muetter
no de Chindlene luegt. Sie lächlet gegenem Chiimli,
und es thuet em wohl, bis tief ins Würzeli abe.
"So ne tolli Frau, und doch so güetig und fründli!"
Aber was sie strickt? He, Gwülch us himmlische Düfte!
’s tröpflet scho, ne Sprützerli chunnt, druf regnets gar sölli.
’s Chiimli trinkt bis gnueg; druf weiht e Lüftli und trochnet’s,
und es seit: "Iez gangi nümmen untere Bode,
um ke Pris! Do blibi, geb, was no us mer will werde!"

Esset, Chindli, gsegn’ es Gott! und wachset und trüeihet!
’s wartet herbi Zit ufs Chimli. Wulken an Wulke
stöhn am Himmel Tag und Nacht, und d’Sunne verbirgt si.
Uf de Berge schneits, und witer niede hurniglet’s.
Schocheli schoch, wie schnatteret iez und briegget mi Chiimli,
und der Boden isch zue, und ’s het gar chündigi Nahrig.
"Ich denn d’Sunne gstorbe, seit es, aß sie nit cho will!
oder förcht sie au, es frier’ sie? Wäri doch bliebe,
woni gsi bi, still und chlei im mehlige Chörnli,
und deheim im Boden und in der füechtige Wärmi."
Lueget, Chinder, so gohts! Der werdet au no so sage,
wenn der use chömmet, und unter fremde Lüte
schaffe müent und reble, und Brod und Plunder verdiene:
"Wäri doch deheim bi’m Müetterli, hinterem Ofe!"
Tröstich Gott! ’s nimmt au en End, und öbbe wird’s besser,[a 6]
wie’s im Chiimli gangen isch. Am heitere Mai-Tag
weihts so lau, und d’Sunne stigt so chräftig vom Berg uf,
und sie luegt, was ’s Chiimli macht, und git em e Schmützli,
und iez isch em wohl, und ’s weiß nit z’blibe vor Freude.

Nootno prange d’Matte mit Gras und farbige Blueme;
nootno duftet ’s Chriesi-Bluest, und grüenet der Pflum-Baum;
nootno wird der Rogge buschig, Weizen und Gerste,
und mi Häberli seit: "Do blibi au nit dehinte!"
Nei, es spreitet d’Blättli us, wer het em sie gwobe?
und iez schießt der Halm, – wer tribt in Röhren an Röhre
’s Wasser us de Wurzle bis in die saftige Spitze?
Endli schlieft en Aehri us, und schwankt in de Lüfte –
Sagmer au ne Mensch, wer het an sideni Fäde
do ne Chnöspli ghenkt und dört mit chünstlige Hände?
d’Engeli, wer denn sust? Sie wandle zwische de Furen
uf und ab vo Halm zue Halm, und schaffe gar sölli.
Iez hangt Bluest an Bluest am zarte schwankigen Aehri,
und mi Haber stoht, as wie ne Brüütli im Chilch-Stuehl.
Iez sin zarti Chörnli drin, und wachsen im Stille,
und mi Haber merkt afange, was es will werde.
D’Chäferli chömme und d’Fliege, sie chömme z’Stubete zue’nem,
luege, was er macht, und singen: Eie Popeie!
Und ’s Schi-Würmli chunnt, Potz tausig mittem Laternli,
z’Nacht um Nüni z’Liecht, wenn d’Fliegen und d’Chäferli schlofe.

Esset, Chinder, segn’ es Gott, und wachset und trüeihet!
Sieder het me gheuet, und Chriesi gunne no Pfingste;
sieder het me Pflümli gunne hinterem Garte;
sieder hen sie Rogge gschnitte, Weizen und Gerste,
und die arme Chinder hen barfis zwische de Stupfle
gfalleni Aehri glesen, und ’s Müüsli hetene ghulfe.
Druf het au der Haber bleicht. Voll mehligi Chörner
het er gschwankt und gseit: "Iez ischs mer afange verleidet,
und i merk, mi Zit isch us, was thueni ellei do,
zwische de Stupfel-Rüeben, und zwische de Grumbire-Stude?"
Druf isch d’Muetter usen und ’s Efersinli und ’s Plunni,[a 7]
’s het ein scho an d’Finger gfrore z’Morgen und z’Obe.
Endli hemmer en brocht und in der staubige Schüre
hei sie’n dröscht vo früeih um Zwei bis z’Oben um Vieri.
Druf isch’s Müllers Esel cho, und hetten in d’Mühli
g’holt, und wieder brocht, in chleini Chörnli vermahle;
und mit feister Milch vom junge fleckige Chüeihli
hetten ’s Müetterli g’chocht im Tüpfi, – Geltet, ’s isch guet gsi?
Wüschet d’Löffel ab, und bett eis! Danket dem Heren –
und iez göhnt in d’Schuel, dört hangt der Oser am Simse!
Fall mer keis, gent Achtig, und lehret, was menich ufgit!
Wenn der wieder chömmet, so chömmet der Zibbertli über.
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Betet: Aller Augen – und gent mer ordeli Achtig,
G’seiht het der Aetti der Haber, und abe g’eget im Früeih-Johr.
und der himmlisch Vater het gseit: "Iez chasch wieder heim goh,
aß es wachst und zitig wird, für sel willi sorge!"
Denket numme Chinder, es schloft in jedwedem Chörnli
chlei und zart e Chiimli, ’s thuet numme au kei Schnüefli,
und schlieft us de Windle, bohrt mittem Würzeli abe,
Io und ’s stichts der Wundervitz, es möcht doch gern wisse,
Wie’s au witer oben isch. Gar heimlig und furchtsem
Tröstich Gott! ’s nimmt au en End, und chunnt wieder besser,
Druf ischs Vreni usen und ’s Efersinli und ’s Plunni,

Alemannische Gedichte. Erstdruck 1803, unter den Initialen J.P.H. (32 Gedichte). Der vorliegende Text folgt der Ausgabe letzter Hand (fünfte Auflage), 1820.
Johann Peter Hebel: Gesamtausgabe, Band 3, Karlsruhe 1972, S. 111-115.

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