Ach Gott von hymel sich dar eyn und las dich das erbarmen, Wie wenig sind der heyligen deyn verlassen sind wyr armen. Deyn wort man lesst nicht haben war, der glaub ist auch verlosschen gar bey allen menschen kindern.
Sie leren eyttel falsche list, was eygen witz erfindet, Yhr hertz nicht eynes synnes ist, ynn Gottes wort gegrundet. Der welet dis, der ander das, sie trennen uns on alle mas Und gleyssen schon von aussen.
Gott wollt aus rotten alle lar, die falschen scheyn uns leren! Da zu yhr zung stoltz offenbar spricht: trotz wer wills uns weren! Wyr haben recht und macht alleyn, was wyr setzen, das gilt gemeyn. Wer ist der uns solt meystern?
Darumb spricht Gott: ich mus auff seyn, die armen sind verstoret, Yhr seufftzen dringt zu myr ereyn, ich hab yhr klag erhoret. Meyn heylsam wort soll auff den plan, getrost und frisch sie greiffen an Und seyn die krafft der armen.
Das sylber durchs feur fieben mal bewert wird lautter funden, Am Gottes wort man wartten sal des gleichen alle stunden. Es will durchs creutz beweret seyn, Da wirt seyn krafft erkand und scheyn Und leucht starck ynn die lande.
Das wollstu Gott bewaren reyn fur disem argen gschlechte Und las uns dyr befolhen seyn, das sichs ynn uns nicht flechte. Der Gottlos hauff sich umher find, wo dise lose leute sind Ynn deynem volck erhaben.
Ehr sey Gott vatter allezeyt, auch Christ dem eyngeboren, Und dem tröster heyligen geyst gar hoch in hymells koren. Wie es im anfang unnd auch yetzt gewesen ist und bleybet stetz In der wellt, der wellt. Amen.
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 35, Weimar 1888 ff., S. 414-417. Entstanden Ende 1523. Erstdruck in: Liedersammlung (Achtliederbuch) Nürnberg (Jobst Gutknecht) 1523/ 1524.
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